Gemeindeleben und Mutterpfarrei

Auf dieser Seite finden Sie Informationstexte zur Bedeutung des Kirchortes Hüsten und der Kirche dort als Mutterkirche. Außerdem beschäftigen sich die Informationstexte auf dieser Seite mit dem Gemeindeleben rund um den Turm der St. Petri Kirche.

Die Informationstexte sind in 3 Epochen unterteilt:

  • Mittelalter
  • Neuzeit
  • Industrialisierung und Gegenwart

Die Sachsen haben in der Zeit ihrer Unabhängigkeit keinen Einheitsstaat gebildet. Sie gliederten sich in die drei großen Heerschaften der Westfalen, Engern und Ostsachsen, die sich wie auch manche größeren Gaue einer weitgehenden politischen Selbständigkeit erfreuten und nur in Kriegen, die den gesamten Stamm betrafen, gelegentlich einem das ganze sächsische Heer führenden Herzog unterstellten. Der Begriff eines „Stammesherzogtums“, d. h. der dauernden Herrschaft eines den ganzen Stamm in Krieg und Frieden führenden Herzogs, wie ihn die Bayern, Schwaben und Thüringer im 7.-8. Jh. besaßen, war den Sachsen fremd.

Es ist der 13. Januar 802, ein sehr kalter Tag im 34. Jahr der Regierung von Karl dem Großen. Thankgrim und seine Söhne Hardgrim und Athugrim beurkunden im Ort Hustene gemeinsam mit den Zeugen Osberts, Sefrids, Meinrads, Sigdags, Hildirads, Folegers, Odgers, Hardgrims und Alfuvins eine Vermögensübergabe an den Abt Liudger. Ob dieser persönlich anwesend ist, liegt im Dunkel der Geschichte. Die Sprache der Schenkungsurkunde ( Original und Übersetzung ) deutet daraufhin, dass ein sehr hochgebildeter Mensch sie verfasst hat, was Liudger unzweifelhaft war. Das sich neun Zeugen eingefunden haben, lässt vermuten, dass die Schenkung für den Ort und die Umgebung von hoher Wichtigkeit war.

 

Warum kam es zu der Schenkung? Thankgrims Sohn Bosoko war vom Sohn des Bruniko ermordet worden. Als Sühne wurde die Familie Bruniko verurteilt und ( aufgrund damaliger Rechtssprechung ) besitz- und ehrlos. Vom Gericht wurde das Vermögen den Familie Bruniko der Familie Thankgrim zugesprochen.

 

Ein Märchen/Sage erzählt, dass Bosoko und sein Mörder aufgrund eines Streits über ein Mädchen aus Arnsberg in einen Streit geraten sind, bei dem der Sohn der Familie Bruniko, den Sohn der Familie Thankgrim,  Bosoko erschlug.

Eine andere, wahrscheinliche Ursache des Zwists könnte auch in der Christianisierung in der Zeit von Karl dem Großen 748 – 814 ( Regierungszeit: 768 – 814 ) gelegen haben. Karl war mit „Kreuz und Schwert“ durch Westfalen gezogen und hatte im Jahr 772 die Eresburg ( heute Marsberg ), das Heiligtum der Sachsen zerstört und die Absicht Westfalen/Sauerland zu christianisieren. Der Mönch Liudger war von ihm beauftragt, die heidnischen Sachsen zum Christentum zu bekehren. Die Sachsenstämme waren sich in dieser Sache nicht einig. Siehe „Herrschaftsgebiete Sachsen“. Eine mögliche Begründung wäre auch, dass die Brunikos weiterhin dem alten (heidnischen) Glauben und die Thankgrims der Christianisierung anhingen und sich dem Kaiser Karl und damit Abt Liudger angeschlossen hatte. Konfliktpotenzial hatte die Angelegenheit alle mal.

 

Das geschenkte Vermögen wird einem Missionar/Pfarrer die Existenz und einer Gemeinde Entwicklungspotenzial gegeben haben. Flüsse gaben von Urzeit an den Menschen Orientierung und ein Ort wie Hustene/Hüsten am Zusammenfluss der Röhr und Ruhr waren ein idealer Standort eine Gemeinde zu gründen und Menschen zusammenzubringen. Der Name des Apostel Petrus, den die Gemeinde seit dieser Zeit hat, deutet auf eine Gründung in der Zeit der Frankenkönige / karolingische Zeit hin.

Wikipedia: In der Zeit der Frankenkönige waren die Patrozinien der Heiligen Petrus, Dionysius von Paris, Stephanus und Martin von Tours verbreitet.

 

Die weitere Geschichte der Gemeinde Hüsten in der Zeit zwischen 802 und 1050 verliert sich weitestgehend im Dunkel der Geschichte. Allerdings deuten die Landkarten der Dekanate* (nebenstehend von 800-950, 1050 und Mittelalter) darauf hin, dass es mit der Übertragung des Vermögens an Liudger möglich war, eine Pfarr- ( Missionars- ) stelle zu gründen, die dem Pfarrer ein Auskommen und der Gemeinde den Bau einer Kirche/Kapelle sicherte. Hüsten war bis in die Neuzeit Stammpfarrei für viele umliegende Gemeinden.

Die älteste Urkunde der Pfarrei Hüsten ist aus dem Jahre 1179. Die Pfarrkirche war dem hl. Petrus geweiht und wurde als „matrix ecclesiae“(Mutterkirche) bezeichnet.

Zu dieser gehörten Bruchhausen, Müschede, Wennigloh, Bönkhausen, Niedereimer, Herdringen, Reigern, Wicheln, Habbel, Bachum, Holzen, Voßwinkel, Neheim und Arnsberg.

Durch die Klöster Wedinghausen, Rumbeck und Oelinghausen wurden Arnsberg, Rumbeck und Oelinghausen/Holzen selbstständige Seelsorgebezirke.

Im Jahr 1203 folgte Enkhausen, danach Voßwinkel sowie 1295 Neheim.

1290 wurde dem Grafen Ludwig von Arnsberg das Patronatsrecht über die Kirche in Hüsten übertragen.

Um 1300 sind Hüstener Bauern dem Pfarrgut in Hüsten und den Klöstern Wedinghausen, Oelinghausen und Rumbeck gegenüber abgabenpflichtig.

1360: Graf Gottfried IV verleiht einigen Höfen in Hüsten bestimmte Freiheitsrechte

1363: Graf Gottfried IV überträgt dem Kloster Wedinghausen die Pfarrei. Bis zur Zwangsaufhebung der Fürstbistümer und Klöster waren Mönche dieses Klosters Pfarrer von St. Petri. Mit Pfarrer Gottfried Knelle (1803-1820) endet diese Reihe.

In der Neuzeit nahm die Entwicklung der Pfarrei analog dem Bevölkerungswachstum weiter Fahrt auf. Als besondere Merkmale galten dabei der Beginn der Kirchenbücher von St. Petri 1616, in dem Taufen, Hochzeiten und Todesfälle eingetragen wurden, sowie die Volksschule, die um 1672 erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Im Jahre 1672 wurde Johann Heuser als Küster, Organist und Lehrer angestellt. Die Volksschule befand sich am Standort des heutigen Petrushaus. 1789 waren rund 127 Schüler im Alter von 5 bis 15 Jahren an der Schule und alle wurden in einer Klasse unterrichtet.

Vor rund 350 Jahren fand die erste Hagelprozession in der Pfarrei St. Petri statt. Diese wurde gelobt, nachdem ein furchtbares Unwetter die gesamten Feldfrüchte vernichtete. Die Prozession wird noch heute jedes Jahr am Sonntag vor Christi Himmelfahrt durchgeführt.

Als Lebensgrundlage des Pfarrers verfügte die Pfarrei bis ins 19. Jahrhundert über einen Pfarrhof und Grundbesitz inklusive aller Rechte. Um 1755 war dies ein Umfang von 93 Morgen an Äckern und Weiden. Dies entsprach 23,25 Hektar oder der Größe von ca. 33 Fußballfeldern.

Hinzu kam Besitz in der Region welcher verpachtet wurde z.B.in Asbeck, Bruchhausen, Herdringen Müschede und Wennigloh. Hier betrugen die Einnahmen in Jahre 1900 rund 5.970 Mark, dies entspricht 2025 ca. 48.000, – EUR. Hinzu kamen weitere Rechte, wie der Besitz von Schweinen.

1821 wurde nach 1.000-jähriger Zugehörigkeit zum Erzbistum Köln die Pfarrei dem Bistum Paderborn zugeordnet, welches 1930 zum Erzbistum erhoben wurde.

Von 1822 bis 1824 wurde das Pfarrhaus umgebaut.

Ab den 1830er Jahren begann die industrielle Entwicklung in Hüsten u.a. mit einer stark spezialisierten Metallindustrie durch die Leuchtenherstellung.

Nach dem Abbruch der uralten Laurentiuskapelle wurde von den neu gegründeten Hüstener Hüttenwerken 1847 ein gusseisernes Kreuz auf dem Alten Friedhof errichtet.

Die Stiftungsurkunde der Gräfin Karoline von Fürstenberg und ihres Mannes Graf Franz-Egon-Ludwig von Fürstenberg besiegelte 1870 den Bau des Karolinenhospitals.

Am 18. September 1876 fand in Hüsten das erste Tierschaufest statt, welches heute ebenso wie die Hüstener Kirmes noch Bestand hat. Die Hüstener Kirmes bestand zu diesem Zeitpunkt bereist schon seit vielen Jahrhunderten und geht ursprünglich auf das Kirchweihfest zurück.

Neben wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung wuchs auch der ehrenamtliche Einsatz:

1857: Eröffnung der Pfarrbücherei

1861: der Männer-Gesangs-Verein wird gegründet

1876: die katholische Jungfrauen-Congregation stiftet eine Fahne mit dem Bild Mariens

1878: Gründung des Müttervereins, heute die katholische Frauengemeinschaft

1879: Gründung der Marianischen Jünglings-Sodalität. Eine weltweit verbreitete Bruderschaft des christlichen Lebens zur besonderen Pflege der Frömmigkeit und Nächstenliebe

1879: Gründung des Kirchenchors

1890: der Joseph-Männerverein wird gegründet

Durch die Industrialisierung ist der Einsatz für die Arbeiter immer wichtiger. 1911 gründet sich die Katholische Arbeiter Bewegung (KAB).

Im 1. Weltkrieg wird die Tragik des Krieges am Infanterie-Regiment 81 deutlich. Aus dem „Sauerländer Regiment“ lassen am 22.08.1914 in der Schlacht bei Neufchâteau u.a. 18 Soldaten aus Hüsten ihr Leben.

Ab 1933 bestimmt in Hüsten die NSDAP die Entwicklung. Neben Fackelzügen, der Diskreditierung von Politkern (z.B. Dr. Rudolf Gunst) und der Verfolgung jüdischer Hüstener war auch die Pfarrei betroffen.

Ein Beispiel ist die Zerschlagung der katholischen Jugendbewegung „bündische Jugend“ (1936) durch die Hitler-Jugend (HJ) oder der Versuch des HJ-Führers den Pfarrer Theodor Meckel zu sich zu zitieren. Den Termin nahm Vikar Peter Schumacher wahr. Der HJ-Führer warnte den Vikar vor „verleumderischen Aussagen“ und drohte mit Gefängnis. Daraufhin gab ihm Vikar Peter Schumacher eine schallende Ohrfeige. Er fügte hinzu, diese habe er aufgrund seiner Unverschämtheit von einem deutschen Marineoffizier erhalten. Peter Schumacher übernahm 1934 die Pfarrei Hl. Geist Unterhüsten.

 

Am 13. April 1945 marschierten amerikanische Truppen ein. Der Wandel begann. Es gab einen Arbeitskreis des geistlichen Studienrates Heinrich Thöne. Daraus ergab sich der Wille zur Gründung einer Christlich Demokratischen Partei in Hüsten (09.08.1945).

Die Besinnung auf christliche Werte äußerte sich auch im christlichen Leben:

1950: Gründung des Katholischen Kaufmännischen Vereins (KKV)

1952: Gründung der Pfadfinder

1957: Gründung der Kolpingfamilie aus dem Gesellenverein (1855)

1977: Gründung des Missionskreises

1978: Gründung des Kreises alleinstehender Frauen

1983: Gründung des Orgelbauvereins

1986: Organisation des Krankenhausbesuchsdienstes der Caritas

 

Neben diesen Gründungen gab es neue pastorale Impulse:

1975: Erste Blickpunkt-Ausgabe erscheint

1977: Erstes Kommunionkinder-Zeltlager (Kokilager) in Pastors Garten

1981: Erste Agape-Feier mit Brot und Wein nach der Osternacht

1985: Erstmalig ist eine Gruppe Olper Pilger auf ihrer Wallfahrt nach Werl Gast in Hüsten

1986: Das neu erbaute Petrushaus wird eingeweiht

1993: Der Kirchplatz inklusive Marktbrunnen wird neugestaltet

1997: Erstmals verrichten Messdienerinnen ihren Dienst

2002: Der erste Kinderbibeltag wird durchgeführt

Großen Anteil daran hat Pfarrer Henkemeier. Er war von 1974 bis 2003 oberster Hirte in Hüsten.

Anfang der 00er Jahre wurde deutlich, dass die Mitgliederzahlen sinken und es neuer Strukturen bedarf. 2001 wurde der Pastoralverbund Röhr-Ruhr gegründet.

2013 Gründung der Gesamtpfarrei St. Petri Hüsten durch Pfarrer Dietmar Röttger (2003 – 2016). Bestandteil ist der Pastoralverbund Röhr-Ruhr und der Pastoralverbund Kloster Oelinghausen.

Seitdem befindet sich die Pfarrei mit Dechant Daniel Meiworm auf dem Weg des gemeinsamen Schaffens.

Teil des Schaffens ist der Schwerpunkte Kirchmusik, das sozial pastorale Zentrum mit den Begegnungscafés und das aktive Leben in den Gemeinden.

Kontakt
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pfarrbuero@st-petri-huesten.de
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