Glocken

Auf dieser Seite finden Sie Informationstexte zu den Glocken im Kirchturm.

Auf dieser Seite finden Sie Informationstexte zu den Glocken im Turm. Außerdem finden Sie Informationen zur Bedeutung von Glocken im Laufe der Zeit.

Die Informationstexte sind in 3 Epochen unterteilt:

  • Mittelalter
  • Neuzeit
  • Industrialisierung und Gegenwart

Glocken im Mittelalter dienten, vor dem Aufkommen von Uhren oder dem Stundengeläut (14. Jahrhundert), den Menschen als Orientierung im Leben und im Glauben.

Glockengeläut rund um den Glauben bezog sich auf Anlässe.                                                     Zunächst ist der Aufruf zur üblichen Glaubenspraxis, wie z.B. Messläuten oder Gebetsläuten zu nennen. Darüber hinaus gab es Geläut zu besonderen Anlässen, wie zum Start des christlichen Lebens und dessen Ende: Das Tauf- bzw. Totengeläut.

Im Leben der Menschen half das Geläut bei Gefahr oder bedeutenden Anlässen.

Gefahr lässt sich bis heute für jedermann gut nachvollziehen, da unsere Sirenen im Ort sowie unser Alarm auf dem Mobiltelefon noch heute die gleiche Funktion wie das Geläut bei Feuer oder zur Warnung vor Bedrohungen im Mittelalter haben.

Besondere Anlässe waren z.B. der Besuch von bedeutenden Gästen oder außerordentlichen Ereignissen. Die können wir auch heute noch am 31.12. um 24 Uhr zur Begrüßung des neuen Kalenderjahres erleben.

Neben diesen Anlässen wurden Glocken auch oft bei möglicher Notsituation genutzt, denkt man da zum Beispiel an die Glaubenskraft von Glockengeläut zur Bändigung von Unwettern oder zur Orientierung für mögliche verirrte Wanderer in den spärlich besiedelten Flächen des frühen Mittelalters.

Es lässt sich gut nachvollziehen, wie erlösend ein Glockengeläut wirken kann, alleine bei Dunkelheit / Nebel im dichten Wald oder Sumpf.

 

Zum späten Mittelalter wurden die Funktion und die Nutzung des Glockengeläuts immer mehr verfeinert. Anhand der Art und Weise des Totengeläuts konnte Geschlecht oder ob Kleriker oder Laie, nachvollzogen werden.

Hinzu kamen z.B. Gerichts-, Rats-, Markt-, Schul-, Kehr-, Tor-, Bier-, Wein-, Abend- und Nachtglocken. Nur wer ein Glockengeläut richtig verstehen konnte, wusste, „was die Glocke geschlagen hatte“.

Zur Durchführung entstand der Beruf des Glöckners.

In Hüsten wurde ein Glöckner, ein sogenannter „Läuteküster“, bis 1920 beauftragt. Laut Erzählungen war der letzte „Läuteküster“ der „alte Tillmann-Uthoff“ aus der Möthe.

Zu bestimmten Feiertagen wurden durch das „Beiern“ Melodien erzeugt.

Hierzu wurden Klöppel, die mit einem Seilzug gegen den Schlagring (dickste Stelle der Glocke) geschlagen und entsprechende Melodien erzeugt.

Ein für Hüsten überlieferter Reim:

„Bim,bam, beier

Köster kritt koine Eyer,

kritt hey dann:

Speck inne Pann,

Jäoseph is de Läutemann!“

Die älteste Glocke, die noch heute im Turm hängt, ist aus dem Jahre 1687.  Diese wurde zunächst Bürgerglocke genannt und seit 1947 St. Luica.

Ihr Meister, der sie gegossen hat, ist nicht mehr bekannt.

Die kunstvolle lateinische Inschrift auf dem Mantel, der sich dreifach übereinander staffelt, gibt uns neben einem Text, das Jahr des Gusses.

Hierzu addiert man die herausgehobenen römischen Ziffern im Text = 1687.

Der Text lautet:

„Im Sturm getroffen, zweimal vom strafenden Himmel gebrochen, Jetzt neu erstanden, werde umtönen ich die ganze Erde.

Froh grüß ich vom Fürstenberg das Paar, das Zeuge der Taufe mir war: Wie Licht, Lucia, Du klingst; vom Frieden, Friederich, Du singst:

Dass nicht der Obrigkeit entgegen, der Bürger ein kämpf verblendet. Kommt Licht und Frieden Ihr zum Heil vom Hüstens Turm gesendet.“

Aus dem oberen Spruch der Glocke erfahren wir sodann, dass das Material der Glocke noch viel älter ist.  Durch ein „Himmelsurteil“ ist die Glocke im Unwetter zweimal gebrochen und danach neu gegossen worden.

Aus der mittleren Reihe der Inschrift ist zu entnehmen, dass St. Lucia und Friederich (von Fürstenberg) die Patrone der Glocke sind.

Die Inschrift im letzten Abschnitt lässt eine Gefahr von Unruhen erkennen. Ob dies mit dem Ende des 30 jährigen Krieges und dem Aufenthalt von französischen Truppen in Hüsten Ende 1672 zu tun hat?

Frieden und Ordnung schienen in Hüsten noch nicht wieder eingekehrt zu sein.

Hat die St. Lucia Glocke mit Ihrem Klang ihren Anteil daran getan, dass sie wieder eingekehrt sind?

Die zweitälteste Glocke, die noch heute im Turm hängt, ist aus dem Jahre 1753.  Diese wurde zunächst Feuerglocke genannt und seit 1947 St. Petrus.

Auch hier gibt es eine lateinische Inschrift.

Bei der Addition der römischen Ziffern ergibt sich das Jahr des Gusses = 1753.

Der Text lautet:

„Maria,

erwählte Gottesmutter, sei Retterin,

An unserer statt, als Bitteren ergieß Dein Flehn,

wenn ich ertön.

Und Du, Patron Xaverius, treib fern die Wetter!

 

Sankt Petrus, dem Apostel

Und Sankt Agatha zur Ehr!“

 

Gegossen wurde sie zu Ehren des hl. Apostels Petrus und der hl. Agatha.

Ihre Patrone sind Maria, die Gottesmutter, die unsere Gebete zum Himmel klingen lassen soll und Xaverus, der durch seine Fürbitte Unwetter von uns abwenden möge.

 

Da die hl. Agatha auch Schutzpatronin aller Feuerwehren ist und Petrus bekanntlich beim Wetter mitsprechen darf, ergeben die Bitten an Petrus und Agatha bei Unwetter und Feuer Sinn.

Der Name Feuerglocke und die Funktion der Glocke lassen sich gut nachvollziehen.

Dem Namen Feuerglocke wird die Glocke auch noch alle Ehre machen, in der größten Feuerbrunst des 20 Jahrhunderts.

Messglocke

Die drittälteste noch bekannte Glocke (nicht mehr vorhanden), war die Messglocke von 1852.

Glockengießer war Du Bais / Brilon und die lateinische Inschrift hieß:

„Komm Schöpfer Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubiger, O König der Herrlichkeit komme zu uns mit Frieden“.

Schulglocke

Darüber hinaus wurde als vierte Glocke die Schulglocke im Jahre 1854 gegossen, ebenfalls von Du Bais / Brilon.

Besonderheit hier ist, dass die Glocke ursprünglich 1852 fertig war. Da sie im Klang aber nicht mit den übrigen Glocken harmonisierte, wurde sie 1854 umgegossen.

Das Ensemble

Die 4 Glocken St. Lucia + St. Petrus + die Messglocke und die Schulglocke hatten dann einen guten Zusammenklang.

Komplementiert wurde dieses Ensemble an Glocken durch 2 Kleppglocken, die 1881 in Brilon gegossen wurden und im Dachreiter befanden.

Lt. Chronisten erfreute das Glockenspiel die Bürger von nah und fern.

1917 mussten die Hüstener, wie im ganzen deutschen Reich, ihre Glocken hergeben.

Aufgrund ihres Alters durften die St. Lucia Glocke (1687) und St. Petrus Glocke (1753) im Turm bleiben. Die Messglocke, die Schulglocke und die beiden Kleppglocken wurden für Kanonen oder andere Kriegsgerät eingeschmolzen.

Der Staat entschädigte die Gemeinde für solchen Verlust mit 2.765 Reichsmark.

Nach dem Krieg verarmten die Gemeinden durch die Inflation. Auch Hüsten war nicht in der Lage, neue Glocken zu kaufen.

Da fanden sich Hüstener Familien, die neue Glocken stifteten. 1925 bekam die Glockengießerei Junker-Edelbrock, Brilon den Auftrag, zwei neue Glocken zu liefern. 1925 wurden sie im Turm aufgehängt.

 

Die erste trug folgende lateinische Inschrift:

„Heiliger Bekenner und Bischof Karl, rufe die Gläubigen dass sie Christi Gebote lernen und hinstreben zu den heiligen Quellen. Stifter: Ehepaar Karl Balland und Ann geb. Westermann“.

Die Inschrift der zweiten Glocke lautete:

„Heiliger Geist wenn du ertönst, bitte ich erleuchte die Geister, stärke die Herzen, lenke die Schritte. Stifter: Eheleute Fried. Holtmann und Sophia geb. Krüsemer, Franz Koester und Maria geb. Berghoff, Heinrich Schnettler und Sophia geb. Rosenbaum.“

 

Zu diesem Geläut im Hauptturm lieferte 1938 die Fa. Edelbrock noch eine kleine Bronzeglocke, die bei Prozessionen über den Friedhof und zur Messe läuten sollte, die alljährlich für das Regiment 81 gefeiert wurde. Diesem Regiment hatten viele Hüstener angehört.

 

Leider war dieses Ensemble an Glocken nur kurz im Einsatz, da kurz darauf die schlimmste Feuersbrunst des 20. Jahrhunderts folgte – Weltkrieg II

Am 21. Oktober 1942 mussten die Glocken von dem Platz weichen, der ihr eigentlicher ist, um Kanonen und Granaten im Untergang Deutschlands zu werden.

Auch die St. Petrus Glocke (1753) musste nun weichen, einzig die St. Lucia (1687) durfte im Turm hängen bleiben.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges regte sich neues Leben und Pfarrer Halsbrand erfuhr, dass einige Glocken den Krieg bei den Hüttenwerken Kayer AG in Lünen überdauert hätten.

Trotz Sperrstunden und bei schwieriger Beschaffung eines Fahrzeugs und Treibstoff machten sich Hüstener auf den Weg nach Lünen.

Am Abend des 12. Juni 1945 brachten sie viele Glocken wieder nach Hause:

2 Glocken für Enkhausen

1 Glocke für Neheim

1 Glocke für Oelinghausen

1 Glocke für Herdringen

St. Petrus Glocke (1753) für Hüsten

Die Freude war groß, dass diese kostbare Glocke auch den 2. Weltkrieg überlebt hatte.

Pfarrer Halsbrand nahm wieder Kontakt mit der Glockengießerei A. Junker in Brilon auf, um das Ensemble an Glocken in St. Petri Hüsten zu vervollständigen.

Es erfolgte der Auftrag für 4 neue Glocken.

Um Platz für insgesamt 6 Glocken zu erhalten, musste in der Glockenstube ein neuer Glockenstuhl errichtet werden. Hierzu wurde ein Stahlgerüst der Hüttenwerke Siegerland, Hüsten genutzt.

Im Jahr 1947 wurden die neuen Glocken gegossen und geliefert:

Christus-König – 1947 (Christkönigsglocke)

Die größte der neuen Glocken trägt den Namen Christ König (Durchmesser 1,65 m, Höhe 1,55 m, 2.585 kg) Ihre Inschrift lautet:

„Christ König gib uns hinieden und einst im Himmel des Friedens“

 

St. Josef – 1947 (Josefsglocke)

Die zweite Glocke ist St. Josef geweiht (1.515 kg). Sie trägt die Inschrift:

„St. Josef über Maßen erhöht von Gottes Huld, führ uns des Heiles Straßen, hilf sühnen unsere Schuld.“

St. Ludgerus – 1947 (Ludgerusglocke)

Der Spruch auf der dritten Glocke wendet sich an den hl. Bischof Ludger (625 kg) , er lautet:

„Wie schon seit elfhundert Jahr“ schütz uns jetzt und immerdar, o Ludgerus, Heili´ger Bischof.“

Schutzengel – 1947 (Engelsglocke)

Die vierte Glocke läutet uns den Engel des Herrn (455 kg). Auf ihr wurde geschrieben:

„Sei in einer Welt voll Mängel stets mein Freund, mein Führer hier. Du mein Schutzgeist, Gottesengel, weiche, weiche nicht von mir.“

Zum ersten Mal ließ das neue Geläut in der Weihnachtsnacht 1947 seine Stimme im Zusammenspiel erklingen.

Das war in Wahrheit eine Botschaft des Friedens an alle Menschen, die guten Willens waren.

 

Um auch die beiden Plätze im Dachreiter wieder aufzufüllen, lieferte die Fa. Junker, Brilon 1948 zwei Kleppglocken.

Aufschrift auf der ersten Kleppglocke: „Eilt zur Messe es ist Zeit“.

Aufschrift auf der zweiten Glocke: „Seid zum Opfer froh bereit“.

Dieses Ensemble an Glocken musste nach 1917 und 1942 erneut 1999 erneuert werden.

Grund hierfür war, dass der Stahlglockenstuhl von 1947 erneuert werden musste. Hintergrund waren u.a. die andauernde Übertragung von Schwingungen auf den Stahl.

Daher wurde das Turmgemäuer saniert, eine Stahlträgerkonstruktion geschaffen und darauf ein neuer Eichen-Glockenstuhl installiert.

Der Glockenstuhl stand erstmals nicht mehr auf dem historischen Gebälk, sondern wurde auf der Stahlträgerkonstruktion oben im Turm abgefangen.

Dadurch wurde der historische Glockenturm, der unter Denkmalschutz steht, außer Betrieb genommen und vor weiteren instabilisierenden Eingriffen geschützt, was wesentlich auch den Schutz des sanierten Turmgemäuers zugutekam.

Währen der Auslagerung der Glocken wurden an einigen Glocken Verschleißschäden und Rissbildungen festgestellt.

Durch eine aufwendige Aufarbeitung wurden diese wieder Instand gesetzt und mit den anderen Glocken neu gestimmt im sanierten Glockenturm installiert.

Gesamtinvestition dieser Sanierung: 1.782.492 DM (911.374 EUR).

Am 1. Advent 1999 erklangen mit festlichem Klang erneut die Hüstener Glocken im historischen Kirchturm von St. Petri.

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