© Dirk Lankowski

Kloster Oelinghausen

Die Geschichte des Kloster Oelinghausen geht bis um das Jahr 800 zurück. Damit bildet die Klosterkirche St. Petri einen besonderen historischen Ort in der Pfarrei.

Zur Historie

Um 800 Sächsische Siedler gründen an der Wasserscheide zwischen Ruhr und Hönne im Schutz des Höhenzuges „Kalten Lieth“ eine Bauerschaft und nennen diese Ulinghuson
Um 1150 Die Siedlung Ulinghuson besteht aus einem Haupthof und 4 weiteren nachgewiesenen Höfen. Sie gehört kirchlich zur Pfarrgemeinde St. Petri Hüsten
1174 Gründung eines Prämonstratenserklosters in Oelinghausen durch den kölnischen Ministerialen Sigenandus von Basthusen und seine Frau Hathewigis (zunächst Doppelkloster).
Um 1200 Bau der ersten romanischen Klosterkirche
1280 Güterverzeichnis berichtet von großem Landbesitz zwischen Lippe und Lenne
1350/80 Bau der gotischen Klosterkirche in mehreren Bauabschnitten
1390 Urkundliche Erwähnung einer Orgel
Um 1460 werden gotische Kleinplastiken (wahrscheinlich für ein Altarrentabel) geschaffen
1490 Ende des 15. Jahrhunderts Verfall der Klosterzucht, nachdem Jahrhunderte die große Disziplin der Oelinghauser Nonnen gerühmt worden war.
1499 Ranken- und Pflanzenmalereien an den Gewölben. Engel mit Vorhängen über einer Schwalbennestorgel (rechts über dem Durchgang zur Kreuzkapelle)
1530 Anfang des 16. Jahrhunderts Wandmalereien (Christophorus und Relikte auf der Nonnenempore)
1582- 1641 Oelinghausen wird Freiadeliges Damenstift unter der Leitung einer Äbtissin
1583 – 1588 verwüsten und zerstören die Truppen des Erzbischofs Truchsess v. Waldburg die Klosteranlage
1599 Fürstbischof Theodor v. Fürstenberg lässt eine neue Orgel und ein Positiv von einem Orgelbauer Martin (de Mare) erstellen
1626 Epitaph für die Äbtissin Ottilia v. Fürstenberg (+1621), von Gerhard Gröninger.
1641 Gewaltsame Vertreibung der Stiftsdamen und Wiedereinführung von Prämonstratenserinnen aus Rumbeck in Oelinghausen
1647 Nach dem 30 jährigen Krieg Weihe von 3 Altären in Oelinghausen durch den Paderborner Weihbischof Frick
1704 – 1732 Umfangreiche Baumaßnahmen in Oelinghausen durch Propst Theodor Sauter. Ausstattung der Klosterkirche im Barockstil
1714 Die Orgel erhält durch Bernhard Klausing aus Herford ihr heutiges Aussehen, ältere Register werden wieder verwendet
1788 Visitation Oelinghausens und Entlassung des Propstes Schelle (später rehabilitiert)
1804 Auflösung des Klosters Oelinghausen
1808 Einrichtung eines Kuratbenefiziums
1828 Erwerb des Klostergutes durch den Grafen von Fürstenberg-Herdringen
1845 stirbt der letzte Prämonstratensermönch als Benefiziat in Oelinghausen in großer Armut
1904 Die nach der Klosteraufhebung wieder zu St. Petri Hüsten gehörende Pfarrvikarie Oelinghausen wird zur selbständigen Pfarrei erhoben. Benefiziat Anton Dünnebacke wird erster Pfarrer
1953 – 1991 wirken die Mariannhiller Missionare im Kloster. Beginn umfassender Restaurierungsarbeiten von Kirche und Kloster
1963 der romanische Unterbau der Nonnenempore wird Gnadenkapelle für die romanische Mariendarstellung (Madonna von Oelinghausen)
1983 Gründung eines Freundeskreises Oelinghausen e.V. Erste Mitgliederversammlung 1984
1992 Schwestern der Gemeinschaft der hl. Maria Magdalena Postel (SMMP) beziehen das Kloster und richten dort schon bald darauf eine Ergotherapiepraxis ein
1993 Abschluss der Restaurierungsarbeiten (außer Orgel) in Oelinghausen in Verantwortung der Pfarrgemeinde St. Petri
2002 Einweihung der restaurierten Orgel
2003 – 2005 Umbau eines alten verfallenen Scheunengebäudes zum Klostergartenmuseum durch den Freundeskreis Oelinghausen. 2010 wird der Bau des zugehörigen Museums-Klostergarten in Angriff genommen
2003 St. Petri Oelinghausen wird Teil des neuen Pastoralverbundes „Kloster Oelinghausen“.
2004 Die kath. Pfarrgemeinde St. Petri Oelinghausen feiert ihr 100 jähriges Bestehen.
2013 Die Pastoralverbünde „Kloster Oelinghausen“ und „Röhr-Ruhr“ schließen sich zum neuen pastoralen Raum (Katholische Kirchengemeinde Pfarrei St. Petri Hüsten) zusammen.
2021 – 24 In drei Sanierungsabschnitten erfolgte die aufwendige Restauration der Außenfassde, des Kirchendachs sowie des Innenraums.

Der Innenraum

Wie die meisten Kirchen, gliedert sich unsere Pfarr-, Kloster- und Wallfahrtskirche, abgesehen von Empore und Krypta, im Wesentlichen in Chorraum (Altarraum) und Kirchenschiff. Zu früheren Zeiten (insbesondere in historischen Kirchen heute auch noch anzutreffen) war diese Gliederung sehr deutlich durch die Kommunionbank gekennzeichnet und hob den Altarraum als einen besonderen Ort hervor.

Der Hochaltar

Der Hochaltar

Ein besonderer liturgischer Ort ist der Altarraum nach wie vor. Denn hier befindet sich der Altar, die Mitte und das Herz einer jeden christlichen Kirche. Er geht zurück auf den Tisch, um den Jesus mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl versammelt war und ist für uns Christen der Tisch des eucharistischen Mahles, der Tisch auch des Opfers Christi. Gott selbst ist es, der uns Menschen an diesem Tisch dient und ist so zugleich ein Hinweis auf das himmlische Hochzeitsmahl. Ja, wir dürfen sagen: Der Altar ist heiliger Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren. Deshalb wird ein Altar auch vom Bischof konsekriert, geweiht und gilt dann als ein Ort, der allem Weltlichen entzogen ist, reserviert nur für die Gaben von Brot und Wein, die uns zum Leib und Blut Jesu werden. So gilt der Altar als ein Symbol für Christus, der in der Mitte der Gemeinde gegenwärtig ist.
Wie in vielen alten Kirchen haben wir in Oelinghausen zwei Altäre: den alten Hochaltar, der zum Ort der Aufbewahrung des Allerheiligsten geworden ist und den Tabernakel trägt, und den sogenannten „Volksaltar“ oder „Zelebrationsaltar“, um den sich – im Bild gesprochen – die Gemeinde versammelt. Die Seitenaltäre, sind zwar auch noch vorhanden, werden aber nicht zur Feier der Eucharistie benutzt.

Ein weiterer liturgischer Ort im Altarraum ist der Ambo, den wir auch gern den „Tisch des Wortes“ nennen. So wie wir vom Altar das Sakrament als Nahrung für unsere Seele empfangen, so werden wir hier durch Gottes Wort gestärkt. Denn von hier aus geschieht die Verkündigung des Wortes Gottes in den Lesungen, den Antwortgesängen und Evangelien, der Predigt und dem Osterlob in der Feier der Osternacht.

Alle Teile der Eucharistiefeier, für die der Priester nicht am Ambo oder Altar stehen muss, leitet er als Vorsteher der Versammlung vom Priestersitz aus, dem dritten liturgischen Ort im Altarraum: Eröffnung, Begrüßung, Bußakt, Kyrie, Gloria, Tagesgebet, Credo, Fürbitten, Schlussgebet und Segen.

Der Tabernakel

Der Tabernakel

Bliebe noch ein Wort zum Hochaltar, als dem Träger des Tabernakels zu sagen: Der Tabernakel (lateinisch: tabernaculum = Zelt Gottes bei den Menschen) ist seit dem Hochmittelalter der Ort, an dem bei der Eucharistiefeier konsekrierte Hostien, für die Kommunion der Kranken und zur Verehrung des Altarssakramentes aufbewahrt werden. Die besondere und kostbare Gestaltung unseres barocken Hochaltars lässt diesen zwar als besonderen Blickfang des gesamten Kirchenraumes erscheinen (und als solcher war er ja früher auch für die Eucharistiefeier gedacht), eigentliche Mitte und Herz der gottesdienstlichen Versammlung aber ist Christus selbst und deshalb der „Zelebrationsaltar“, an dem heute die Eucharistie gefeiert wird.
Vor 300 Jahren beauftragte der Probst Theodor Sauter den Bildhauer Wilhelm Spliethoven, einen barocken Hochaltar zu erstellen. In drei Ebenen wurden unten in der Mitte der Patron der Kirche, der Heilige Petrus dargestellt, links und rechts von ihm sind Figuren aus der Klostergeschichte und des Prämonstratenserordens dargestellt, darüber Heilige und in der Spitze Maria mit dem Jesuskind.

Die Orgel in ihrer heutigen Gestalt geht auf ein Instrument zurück, das vermutlich Marten de Mare 1599 unter Verwendung erhaltenen älteren Materials aus der 1586 zerstörten Vorgängerorgel baute. Johann Berenhard Klausing aus Herford begann dann im Jahr 1713 an der Orgel mit Erneuerungs- und Erweiterungsarbeiten. 1717 waren Klausings Arbeiten abgeschlossen. Der Orgelprospekt wurde von Spliethoven und La Ruell geschaffen.

Das Besondere an der Orgel in Oelinghausen ist, dass die meisten Pfeifen seit 1599 beziehungsweise 1717 unverändert erhalten blieben. Die Stimmen von 1599 sind dabei besonders bemerkenswert, weil sie in dieser Form in Deutschland und dem benachbarten Ausland kaum noch zu finden sind. Die Tafelgemälde an der Orgelrückwand gehen auf die ursprünglichen Flügeltüren de Mares zurück.
In den Jahren 2000 bis 2002 wurde das Instrument durch die Schweizer Firma Orgelbau Kuhn mit finanzieller Unterstützung des Freundeskreises Oelinghausen e.V. (gegründet 1983) umfassend restauriert und rekonstruiert, wobei der Zustand von 1717 maßgeblich war.

Für weitere Details siehe hier.

Die Krypta in der Klosterkirche ist in dieser Form erst in jüngster Vergangenheit entstanden. Früher war dieser Raum Viehstall oder einfach nur Lagerraum.
Jetzt birgt sie das Oelinghauser Gnadenbild. Die aus Lindenholz geschnitzte Marienfigur aus dem 12. Jahrhundert ist das sichtbare Zeichen für die Marienverehrung in Oelinghausen. Zahlreiche Wallfahrten aus dem westfälischen Raum führen viele Christinnen und Christen an diesen Ort der Stille und des Gebets.
Die Krypta ist tagsüber geöffnet und Ziel vieler Hilfe- und Ratsuchenden. Das Fürbittbuch im Eingangsbereich der Kirche zeigt die Vielfalt der Anliegen, die im Gebet vorgebracht werden.

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