Die Orgel der Pfarrkirche

Diese Orgel hat Ihre Ursprünge im 20. Jahrhundert und wurde im Jahr 2018 aufwendig renoviert und erweitert. Heute besteht sie aus drei Teilwerken an verschiedenen Positionen in der Kirche.

„Das Orgelprojekt in St. Petri ist zweifellos ein singuläres und eines der bemerkenswertesten in der jüngeren Vergangenheit im Erzbistum Paderborn. Die Aufgabenstellung war insofern komplex und spektakulär, als es darum ging eine bereits historisch bedeutsame Feith-Orgel von 1937 schlüssig zu erweitern und darüber hinaus zwei weitere eigenständige Orgelwerke – Chororgel und Solowerk hinter dem Hochaltar – überzeugend in diesen Kontext zu integrieren.“ (Jörg Kraemer, Orgelbeauftragter des Erzbistums Paderborn, 2018)

Details

Die bestehende Orgel ist im Kern ein Instrument der ehemaligen Paderborner Orgelbaufirma Anton Feith. Die Orgelweihe fand am 7.1.1937 statt. Die Pfeifen sind komplett original erhalten, einige Register im Schwellwerk sogar noch von einem möglicherweise früheren Instrument. Auch die Anordnung der Pfeifen (Prospektgestaltung) ist original von Feith.

 

Die Renovierung und Erweiterung der Orgel durch die österreichische Firma Rieger-Orgelbau GmbH im Jahr 2018 stand unter der Prämisse, die Hauptorgel als „Kind ihrer Zeit“ in ihrer ursprünglichen Gestalt erlebbar zu erhalten. Sie musste allerdings grundlegend renoviert werden, da teilweise erhebliche Mängel z. B. im Bereich der Elektrik der Spielanlage auftraten. Materialermüdung, Holzwurmbefall, unausgewogene Intonation einzelner Register und Verschmutzung durch Staub waren Probleme, die dringend behoben werden mussten, um ein zuverlässiges Funktionieren der Orgel zu gewährleisten.

 

Die bestehenden Register wurden unter Rücksichtnahme auf den Originalzustand der Pfeifen neu intoniert. Zwei Register (Terzzymbel u. Singend Regal) des Schwellwerks wurden ausgetauscht. Die alten Pfeifen dieser beiden Register wurden fachgerecht und sicher eingelagert. An ihrer Stelle stehen nun eine milde 1´- Cymbel 3f. und eine 8´- Klarinette (Kopie von Wilhelm Sauer).

 

Hinter den Pfeifen der drei Pedalregister auf dem Dach des Schwellwerkes wurden sechs Register, die im Hauptwerk aus heutiger Sicht fehlten, auf einer neuen Windlade (Auxiliar) ergänzt.

 

Ein neuer viermanualiger Spieltisch mit Setzeranlage und modernster Technik ersetzt nun den bisherigen zweimanualigen Spieltisch mit veralteter Technik.

Die neue Chororgel links neben dem Chorraum ergänzt die Hauptorgel sowohl klanglich als auch funktionell. Sie besteht aus dem von der renommierten Schweizer Orgelbaufirma Mathis erbauten und jetzt von Rieger Orgelbau adaptierten Positiv (Teilwerk) der ehemaligen Regensburger Domorgel, das zu einer eigenständigen Orgel umgebaut wurde. Sie hat einen eigenen fahrbaren Spieltisch, der auch die Funktion einer Truhenorgel übernehmen kann, und mit 4 Registern (8´, 4´, 2´, 1 1/3´) ein „Continuowerk“ in sich birgt. Von diesem kleinen Spieltisch aus kann auch das schwellbare Solowerk hinter dem Hochaltar gespielt werden.

 

Mit ihren insgesamt 18 Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal, ermöglicht die Chororgel ein vielseitiges und abwechslungsreiches Orgelspiel. Das Instrument kann ebenfalls vom Hauptspieltisch auf der Empore (elektrische Verbindung) gespielt werden. So ergibt sich eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten während Gottesdiensten und Konzerten in Kombination mit Hauptorgel und Solowerk, aber eben auch als selbständiges Instrument.

Dieses neue Teilwerk, das seinen Platz „unsichtbar“ hinter dem Hochaltar einnimmt, ist zwar das kleinste der gesamten Orgel aber es hat eine erstaunliche Wirkung. Der Winddruck ist mit 130 mm WS deutlich höher als in den anderen Teilwerken der Orgel, was eine ebenfalls deutlich höhere Lautstärke ermöglicht. Das Solowerk hat 3 sehr schöne Register (Klangfarben) mit ausgeprägtem, solistischem Charakter erhalten, die im Gegensatz zur Hauptorgel auf der Empore aus der genau entgegengesetzten Richtung der Kirche erklingen. Beispielhaft ist hier die Tuba zu erwähnen, deren Vorbilder im englischen Orgelbau des 19. Jahrhunderts zu finden sind. Außerdem gibt es im Solowerk 2 Register, die den Klang von Streichinstrumenten imitieren, und z. B. für mystische und sphärische Klänge sorgen können.

 

Die Pfeifen dieser insgesamt 5 Stimmen stehen in einem schwellbaren Gehäuse mit Schwellöffnungen zur Seite und nach oben (Dach). So kann der Organist bzw. die Organistin einen Lautstärkebereich vom zartesten und leisesten Pianissimo bis zu einem beeindruckenden Fortissimo abdecken.

 

Dynamisch und musikalisch von hohem Wert sind auch die Sub- und Superkoppeln innerhalb dieses Teilwerks, die aus den fünf real existierenden Registern praktisch fünfzehn machen.

 

Das Solowerk ist von beiden Spieltischen aus spielbar und bringt einerseits eine Vielzahl reizvoller klanglicher Möglichkeiten mit sich, andererseits sorgt es für einen runden und vollen Gesamtklang der Orgel.

Vom neuen viermanualigen Generalspieltisch auf der Empore mit Setzeranlage und modernster Technik  sind alle Teilwerke und Register zu spielen, vom kleineren fahrbaren zweimanualigen Spieltisch der Chororgel, der wie eine Truhenorgel auch das Continuowerk enthält, sind die Chororgel und das Solowerk (hinter dem Hochaltar, schwellbar) zu spielen.

 

Das neue Auxiliar (siehe Hauptorgel) kann sowohl als eigenständiges Werk als auch als Hauptwerkserweiterung betrachtet und verwendet werden. Das Hauptwerk und das Auxiliar sind am Generalspieltisch je frei dem ersten und / oder zweiten Manual zuzuordnen, die Chororgelwerke (Oberwerk und Continuo) sind jeweils jedem der vier Manuale und dem Pedal frei zuzuordnen.

Die Feith/Rieger-Orgel der Pfarrkirche St. Petri Hüsten  in ihrer heutigen Gestalt geht auf ein Instrument zurück, das Anton Feith 1937  baute. Im Jahr 2018 wurde das Instrument durch die österreichische Firma Rieger Orgelbau umfassend renoviert und erweitert.

 

Koppeln: alle Normalkoppeln, Hw/Ped 4´, Sw/Ped 4´, Hw 4´,
Sw/Hw 4´, Sw/Hw 16´, Aux 16´, Sw 4´. Sw 16´, So 4´, So 16´

 

Aux unison off, So unison off
Tremulant für das ganze Werk
Glockenspiel (g0 – g2)

 

Stimmton: a1 = 440 Hz bei 18°C, Temperierung: gleichstufig

 

 

Die digitalen 32´-Register

 

Aufgrund der Größe des Kirchenraumes und der Größe der gesamten Orgelanlage lag es auf der Hand, die Disposition im Pedal auf eine 32´-Basis zu stellen. Da es aber völlig unmöglich war, einen geeigneten Platz für die übergroßen 32´-Pfeifen zu finden, entschloss man sich zu der bisher selten praktizierten Lösung des Hinzufügens zweier digitaler 32´-Register.Es handelt sich dabei nicht um gesampelte (von Originalinstrumenten aufgenommene) Klänge, sondern um Klänge, die aufgrund komplexer Algorithmen berechnet und in Echtzeit synthetisch erzeugt werden. Der entscheidende Unterschied und Vorteil dieser sogenannten Physis-Technologie gegenüber des Samplings ist, dass sie umfangreiche Intonationsmöglichkeiten (Tonhöhe, Ansprache, Geschwindigkeit u.v.m.) für jeden einzelnen Ton bietet. Die klangliche Wirkung ist durchaus beeindruckend und überzeugend.

 

Es sei an dieser Stelle aber betont, dass es sich bei den digitalen Registern – so gut sie sich im wahrsten Sinne des Wortes auch verkaufen – letztlich doch um eine „Notlösung“ handelt, die musikalisch sinnvoll ist, der aber ein echtes 32´-Register wo immer möglich vorzuziehen ist.

Sie finden auf dem folgenden Grundriss der Kirche die Standorte der einzelnen Teilwerke der Orgel.

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